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,‚Ich bin doch nicht rassistisch!‘’ – Viele Menschen würden wahrscheinlich genau das von sich behaupten und gleichzeitig nicht erkennen, dass in einigen ihrer alltäglichen Aussagen Alltagsrassimus steckt.

Ob in der Schule, bei der Arbeit oder im Café mit Freud*innen: Wir alle hatten mindestens einmal eine Diskussion über einen Fall von Rassismus, den man miterlebt hat, selbst erfahren musste oder an dem man möglicherweise sogar beteiligt war. In solchen Diskussionen ist man sich nicht immer einig, denn was für den einen rassistisch ist, kann für den anderen völlig unbedeutend und harmlos sein. Gespräche und Diskussionen dieser Art sind essenziell, um eine Veränderung zu bewirken – auch wenn sie unangenehm und schwierig sein können, da man oftmals auf sogenannte ‘’Mikroaggressionen’’ stößt.

Mikroaggression ist ein sozialpsychologischer Begriff, der in den 1970er Jahren von einem US-amerikanischen Psychiater geprägt wurde. Der Begriff bezeichnet kleine, verhüllte Äußerungen oder Gesten in der alltäglichen Kommunikation, die an die andere Person oder Gruppe abwertende Botschaften sendet. Der/Die Verursacher*in dieser Mikroaggression bezieht sich dabei immer auf die Gruppenzugehörigkeit des Empfängers bzw. der Empfängerin. Dabei wird diese Äußerung von dem/der Verursacher*in meist unbewusst getätigt und gar nicht als abwertend erkannt, sondern lediglich als unbedeutende Nettigkeit oder sogar Kompliment. Dies macht es für die betroffenen Personen umso schwerer, die Äußerung einzuordnen und darauf angemessen zu reagieren.

People of Color, Frauen, Homosexuelle, Geflüchtete und viele weitere Mitglieder von „Randgruppen“ müssen in ihren routinemäßigen Interaktionen mit Menschen diese sogenannten Mikroaggressionen ertragen. Hier ein paar Beispiele solcher Äußerungen und Verhaltensweisen:

,,Du bist echt hübsch für eine Schwarze / Asiatin.’’

,,Ist das dein echtes Haar? Darf ich mal anfassen?’’

,,Du bist schwul? Ich stell dir mal X vor, der ist auch schwul!’’

– Eine weiße Person wechselt die Straßenseite, wenn sie einen Schwarzen Mann / Migranten sieht. –

Diese Bemerkungen und Verhaltensweisen passieren beiläufig und oft ohne beabsichtigten Schaden, aber sie demonstrieren eindrucksvoll, dass der/die Verursacher*in unbewusste Vorurteile hat. In der Zwischenzeit leidet die Person auf der Empfängerseite, die zu einer Gruppe gehört, die diskriminiert wird. Die betroffene Person muss sich immer wieder erklären und die Vorannahmen und Vorurteile des Verursachers bzw. der Verursacherin richtigstellen. Aufgrund der scheinbaren Trivialität der Äußerungen scheuen sich viele Menschen, die Mikroaggressionen zu thematisieren, um nicht als überempfindlich und neurotisch zu gelten.

Diese Unterdrückung von Emotionen und das ständige Rechtfertigen beeinträchtigt sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit.

Als Frau mit Migrationshintergrund musste auch ich mir schon einige Mikroaggressionen anhören. Der Satz ,,Ihr Frauen seid immer viel zu emotional’’ ist sexistisch und wird leider viel zu häufig als eine normale Äußerung empfunden.

Auch die Frage ,,Aber wo kommst du ursprünglich her? ’’ – wohlgemerkt, nachdem ich bereits zweimal gesagt habe, dass ich aus Deutschland komme – ist rassistisch, denn mein Gegenüber gibt mir klar zu verstehen, dass ich in seinen Augen eine Ausländerin bin und mich auch als solche zu erkennen geben soll.

In einer Welt, in der Rassismus zum Alltag gehört, ist es wichtig, Wege zu finden, um Menschen auf diese Verhaltensweisen aufmerksam zu machen, um jeglichen Formen von Rassismus keine Chance zu geben.

Hier sind drei Möglichkeiten, um mit Mikroaggressionen umzugehen.

1. Reagiere sofort auf den Verursacher!
Dieser Ansatz ermöglicht es, die Überschreitung der Grenze und ihre Auswirkung sofort zu erklären, während die Details des Vorfalls in den Köpfen aller Beteiligten frisch sind. Unmittelbarkeit ist eine wichtige Komponente zur Korrektur von Fehlverhalten.
Allerdings kann dieser Ansatz riskant sein. Der/Die Täter*in könnte defensiv reagieren und sein/ihr Gegenüber als überempfindlich bezeichnen.

2. Reagiere später auf den Verursacher!
Eine bedachte Reaktion besteht darin, dem/der Verursacher*in zu einem späteren Zeitpunkt privat anzusprechen, um zu erklären, warum die Mikroaggression beleidigend war. Hier liegt das Risiko in der Zeitverzögerung. Für ein anschließendes Gespräch muss der Person, die die Mikroaggression begangen hat, geholfen werden, sich zuerst daran zu erinnern und dann ihre Auswirkungen einzuschätzen.
Man könnte hier als kleinlich und nachtragend angesehen werden, weil die andere Person es nicht böse gemein hat.

3. Sprich mit Freunden/ Bekannten/ Familie
Eine direkte Aussprache mit dem/der Verursacher*in ist nicht immer möglich? Trotzdem sollten alle Gefühle und Bedenken geäußert werden, um die Emotionen nicht zu unterdrücken.

Auf der anderen Seite ist keiner von uns fehlerfrei und auch wir müssen uns an die eigene Nase fassen und darüber nachdenken, ob wir nicht eventuell unbewusst Mikroaggressionen begehen. Das macht niemanden per se zu einem schlechten Menschen – wichtig ist nur, dass wir uns unserer Vorurteile und deren Auswirkungen auf die Menschen bewusster machen und uns entsprechend verändern müssen. Es ist harte Arbeit, eine bessere, aufgeschlossenere, antirassistische, antisexistische Person zu werden. Wir alle müssen uns dazu verpflichten, an diesen Dingen zu arbeiten, um eine harmonischere Gesellschaft zu schaffen.

Sheren (Teammitglied) 

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