Wir sind eine gemeinnützige Organisation, die durch eigene Projekte zu mehr Chancengerechtigkeit beiträgt.

Mit dem beeMentor-Projekt hat bee4change eine lokale und nachhaltige Plattform geschaffen, um geflüchtete Familien beim Fußfassen in Hamburg zu unterstützen. In diesem Blogpost möchte ich die zweifellos wichtigen individuellen Schicksale aus der Helikopterperspektive betrachten. Anhand von Daten und Zahlen will ich beleuchten, wie Flucht sich auf die Welt, Deutschland und Hamburg auswirkt.

Menschen fliehen aus ihren Wohnorten seit dem Anbeginn der Zeit, sei es auf Grund von Naturkatastrophen, Hunger, Krieg, Krankheiten oder aus anderen Gründen. Aber woher kommen die Menschen, die sich in der Moderne gezwungen sehen, ihre Heimat zurückzulassen? Seit 1990 existieren Datensätze, die diese Frage (im Ansatz) beantworten.
(Quelle: Worldbank: https://data.worldbank.org/indicator/SM.POP.REFG)

In absoluten Zahlen ergibt sich folgendes Bild:
(Quelle: Worldbank: https://data.worldbank.org/indicator/SM.POP.REFG )
Wichtig ist zu beachten, dass die obige Grafik sowohl Binnen- als auch Landesflüchtlinge beinhaltet. Denn das wirft die nächste Frage auf: Wohin flüchten diese Menschen?
Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die große Mehrheit der Flüchtenden innerhalb ihres eigenen Landes oder in direkte Nachbarländer fliehen. Die folgende Grafik zeigt die fünf Länder mit der kumulativ höchsten Anzahl von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen pro Jahr, sowie Deutschland, seit 1990. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass viele Länder keine genauen Statistiken über Flüchtlinge und Binnenvertriebene erheben oder erheben können. Von daher sind die genannten Zahlen nur ein Indikator für Fluchtbewegungen in der Welt.

Gut zu erkennen ist auch, dass Deutschland eine wechselhafte Fluchtgeschichte hat. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind in den frühen 90ern viele Asylsuchende aus dem ehemaligen „Ostblock“ nach Deutschland gekommen. Ab 2013 lässt sich ein zweiter starker Anstieg erkennen, diesmal vor allem von Menschen aus dem Nahen Osten und Afghanistan.
(Quelle: UNHCR https://www.unhcr.org/refugee-statistics/download/?url=I16t )

Filtert man für das Jahr 2019 Binnenvertriebene und „Venezolaner im Ausland[1]“ aus der Analyse heraus, wird deutlich, welche Länder wie viele Asylsuchende aufgenommen haben. Besonders hervorzuheben ist die Türkei, welche mehr Menschen als alle anderen Länder beherbergt. Aber auch Deutschland sticht als eines der wenigen Ländern mit einer hohen Anzahl von Asylsuchenden und keinem bewaffneten Konflikt in der direkten Nachbarschaft deutlich hervor.
(Quelle: UNHCR https://www.unhcr.org/refugee-statistics/download/?url=I16t)

Hinter jeder einzelnen Zahl verbirgt sich eine individuelle Lebensgeschichte, die von Not, Flucht und auch von der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit und Würde geprägt ist. Die zunehmende Anzahl von Menschen auf der Flucht stellt ganz besonders Entwicklungsländer, die 85% aller Flüchtlinge weltweit aufnehmen[1], vor große Herausforderungen. Diese Aufgabe zu bewältigen, ist ohne wirtschaftliche Hilfe der entwickelten Länder auf Dauer nicht möglich und wird zu mehr Destabilisierung führen.

Doch auch im reichen Deutschland stellt die Entwicklung – besonders seit 2015 – sowohl die Gesellschaft als auch Asylsuchende vor Herausforderungen. Zum 31. Dezember 2018 wurden in Hamburg 56.000 Geflüchtete aus 146 Ländern gezählt, davon 27% aus Afghanistan und 19% aus Syrien[2].
Um diesen Menschen und letztendlich der Hamburger Gesellschaft zu helfen, sind wir 2015 mit bee4change aktiv geworden – auch wenn Deutschland als wohlhabendes Land die finanziellen Folgen von Fluchtbewegungen deutlich einfacher schultern kann als Länder wie der Libanon, Jordanien oder Uganda. Länder also, welche relativ zu ihrer Bevölkerungszahl deutlich mehr Menschen aufnehmen und über deutlich begrenztere Ressourcen verfügen. Dennoch ist ziviles Engagement auch hier unabdingbar, um Integration erfolgreich zu gestalten. Eine schnelle und erfolgreiche Integration von Geflüchteten setzt am Ende Synergien frei, welche die Kosten und Mühen für alle weit übersteigen.

Auch wenn jedes Jahr mehr Menschen aus ihrer Heimat fliehen, gibt es auch positive Entwicklungen zu verzeichnen. So sind 5,6 Millionen Menschen 2019 zu ihrem ursprünglichen Wohnort zurückgekehrt. Davon waren 5,3 Millionen Binnenvertriebene und 317.000 Asylsuchende[3]. Letztendlich muss es das naive aber dennoch erstrebenswerte Ziel sein, dass Menschen immer und überall in Frieden leben können. Solange dies nicht der Fall ist, können wir unseren Beitrag dazu leisten, dass die, die ihre Heimat verlassen mussten, ein neues Leben in den sicheren Ländern dieser Welt beginnen können. Ich glaube, dass der lokale Ansatz hier besonders wichtig ist: Unterstützung leisten in der eigenen Nachbarschaft und in der eigenen Stadt. Sei es mit bee4change oder auf einem anderen Weg, denn in unserer globalen Welt betrifft dieses globale Phänomen über kurz oder lang uns alle.

[1] https://www.unhcr.org/5ee200e37/

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1089712/umfrage/verteilung-der-gefluechteten-in-hamburg-nach-herkunftslaendern/

[3] https://www.unhcr.org/5ee200e37/

 

Jonas (Teammitglied / Schatzmeister)

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